Erst letzte Woche habe ich wieder eine Mail erhalten, in der mich jemand um das i-Tüpfelchen im Lebenslauf gefragt hat. Natürlich muss man auf viele Aspekte achten, gute Lesbarkeit, ansprechendes Layout, roter Faden, keine Lücken, wichtige Inhalte uvm. Literatur dazu gibt genug. Zu all diesen Faktoren schenke ich viel Aufmerksamkeit dem Foto. Dabei geht es nicht um die Professionalität durch einen Fotografen, sondern vielmehr darum, was man mit einem Foto vermitteln kann. Durch unseren Medienkonsum und der Werbung haben sich Stereotypen in unserem Kopf eingenistet. Und zwar ordentlich, nicht nur ein kleine Nester, sondern ganze Adlerhorste. Diese gilt es zu nutzen. Wenn wir einen Film sehen, wissen wir nach kurzer Zeit, wer der Gute, wer der Böse, wer der Intelligente und wer der Dumme ist. Nur am ersten Eindruck durch das Aussehen und ein paar wenigen Äusserungen und Verhaltensmustern glauben wir zu wissen, welchen Typen diese Person darstellt. So vermuten wir hinter einer Businesslady mit strengem Haarschnitt keine Person, die an Gefühlsduselei (übertriebene Sentimentalität für meine dt. Leser) interessiert ist. Oder einem Mann mit Hosen, die den Hintern in die Nähe der Kniekehle bringt und Piercing an allen Öffnungen im Körper trauen wir nicht zu, dass er die Unternehmenszahlen auf Vordermann bringt. Wir brauchen nicht mal einen Doktortitel um sicher zu sein, dass der Typ im blauen Hemd und weißem Kittel bei der Zahnarztwerbung der liebe Onkel Doktor ist. Unser Gehirn speichert wiederkehrende Impulse zuverlässig und fördert Stereotypen in unserem Kopf. Auch Personaler sind davor nicht gefeilt.
Deshalb ist es beim Fotoshooting wichtig, nicht auf allgemeine Empfehlungen hereinzufallen. Die oft lauten: Hemd und Sakko, oder Kostüm; Geschminkt; spezielle Haltung vor der Kamera. So wird es ein Durchschnittsfoto, das in der Masse untergeht. Viel wichtiger ist es, sich zu überlegen: Wie schaut ein oder eine Expertin in meinem Fachgebiet aus? Woran würde sie oder ihn jemand auf offener Straße rein am Äusseren als Experten erkennen? Welchen visuellen Merkmalen in einer Person traut man bestimmte Kompetenzen zu? Noch haben wir die Möglichkeit über Fotos zu punkten, in Amerika gehören Fotos im Bewerbungsprozess schon lange der Vergangenheit an.
Überlegen Sie sich, ob Sie im Bekanntenkreis oder bei der Arbeit, eine Person kennen, die Ihre zukünftige Tätigkeit ausübt und darin von KollegInnen als Expertin anerkannt ist. Oder auch wie eine solche Person im Film gekleidet sein würde und wie man sie in Szene setzt, damit sie als solche wahrgenommen wird. Oder woran erkennt die Gesellschaft einen Experten.
Wie schaut ein typischer Mathematiker aus, wer fällt Ihnen dazu als Erster ein? Einstein, kein Zufall. Schauen wir uns Johannes Gutmann von Sonntentor an: Er steht für Regionalität und Ressourcen schondend. Welche Schuhe trägt er? Waldviertler aus seiner Region. Und die Lederhose von seinem Großvater. Das Foto verspricht, was er dann auch hält.
Das muss Ihr Ziel sein, den Experten mittels Foto im Lebenslauf rüberzubringen. Wenn jemand Ihr Foto betrachtet, muss er Ihnen dieses Fachgebiet sofort zutrauen. Erstellen Sie also ein Liste mit äusseren Erkennungsmerkmalen und überlegen Sie sich, welche zu Ihnen passen und wie Sie diese beim nächsten Fototermin am besten ins Bild rücken können.
Damit das Foto auch in Ihrem Sinne wirken kann, sollte der Leser die Kompetenzen, die diese Position verlangt, im Lebenslauf bei der Berufserfahrung, Ausbildung und den Soft Skills wiederfinden.
In weiterer Folge sollten Sie sich dementsprechend für das Bewerbungsgespräch rüsten. Dazu überlegen Sie sich, welche Floskeln verwenden Experten, worüber reden sie am meisten, wie treten sie auf, wie gehen sie mit anderen Menschen um?
Werden Sie den Stereotypen im Kopf Ihres Gegenübers gerecht und erhöhen Sie damit Ihre Chancen auf Ihren Wunschjob.
Wenn Sie dazu mehr erfahren wollen, oder ein individuelles Coaching wünschen,
finden Sie mich unter www.doria.at.