Tote Hose am Arbeitsmarkt. Podiumsdiskussion an der KFU Graz.

Das war letzte Woche eine tolle Podiumsdiskussion an der Karl Franzens Universität Graz. Hier nun auch für meine Leser ein paar der mir gestellten Fragen und meine Antworten.

Trotz schnellem Studieren und guten Noten finden Studenten keinen Job. Was sollen sie Ihrer Meinung nach tun?

Genau, was diese TeilnehermInnen hier tun, sich für Ihre miesliche Situation interessieren und so viele Ideen, wie möglich sammeln. Für mich sind sie am richtigen Weg. Den ultimativen Einser Schmäh kenne ich auch nicht, aber Wege die Früchte tragen. Bei mir lernen Menschen sich sichtbar und unwiderstehlich zu machen. Diese Kompetenz beziehe ich aus meiner langjährigen Erfahrung als Marketingmanagerin und binde wichtige Faktoren ins Karrierecoaching ein. Herkömmliche Bewerbungen zeigen aus einem einfachen Grund keine Wirkung mehr , weil sie aus einer Zeit stammen, in der der Mitbewerb gering war. Ziehen wir eine Verbindung zum Marketing. Erst in den 80er Jahre begann die Wettbewerbsorientierung, jene Zeit in der Produkte plötzlich um ein Alleinstellungsmerkmal nicht mehr herumkamen, diesem sogenannten USP (Unique selling propositon). Das wurde notwendig, da ein Überfluss an Produkten begann. Bis dato hatten die Konsumenten einen angemessenen Überblick über das Angebot, aber als zu viele vom Gleichen den Markt eroberten, galt es sich von der Masse abzuheben. Das Gleiche gilt nun für Sie, Sie müssen Ihren USP finden, jenen Faktor, der Sie für Arbeitgeber unwiderstehlich macht. Leichter gesagt als getan, da wir in einer Gesellschaft aufwachsen, der es wichtig ist, dass wir alle gleich sind. In der Wirtschaft hat das Vorteile, Sie sind austauschbar und wer austauschbar ist, von dem ist man nicht abhängig und man kann weniger Gehalt anbieten. Praktisch oder? Wenn Sie jedoch etwas können, was andere brauchen, sind Sie gefragt. Also Punkt eins finden Sie Ihren USP. Punkt zwei, warten Sie nicht auf gute Job-Inserat, wir können davon ausgehen, dass 70% der guten Jobs nicht ausgeschrieben werden, sondern unter der Hand weggehen. Ausgeschrieben werden Stellen, die keiner will (schlechte Bezahlung, am A…. der Welt, unattraktiv) wo es Spezialisten bedarf, die gering gesät sind, oder Stellen, die aufgrund Gesetzen ausgeschrieben werden müssen. Laut einer Studie werden in spätestens 20 Jahren mehr als die Hälft der aktuellen Jobs nicht mehr existieren, das heißt nicht, dass es keine Arbeit mehr gibt, sondern dass neue Jobs entstehen. Damit verbunden muss man deshalb lernen, seinen eigenen Job zu kreieren. Also sich auf den Hosenboden zu setzen und sich zu überlegen, was braucht der Markt und die Antwort, also Ihre Ideen dann Unternehmen anzubieten. Das nennt man Entrepreneurial-Denken. Zusätzlich sagen Trendforscher voraus, dass wir 5 mal den Job und 25 mal den Arbeitgeber wechseln werden. Also gewöhnen Sie sich mal daran, die ständige Suche nach einem Job zu mögen. Also meine Tipps: Finden Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal und kreieren Sie sich Ihren Traumjob selbst. Hören Sie auf, auf Stelleninserate zu hoffen, die Zeit ist vorbei.

Podium tote Hose

Was versteht man unter der Marke ICH?

Marken prägen unsere Gesellschaft. Marken signalisieren uns, was wir an ihnen haben. Das gilt jedoch nicht nur für Produkte, sondern auch für Menschen. Wie zum Beispiel bei Schauspielern oder Politikern. In Zukunft auch im Job. Wenn wir einen Menschen lange kennen, wissen wir, was wir an dieser Person haben. Im Bewerbungsprozess kriegt der Personaler oder der Entscheidungsträger nicht diese Zeit, sondern soll anhand eines Lebenslaufes und eines, sagen wir, 45 bis 60 minütigen Gespräches herausfinden, dass Sie der Idealkanditat sind. Zurück zu Personen, die wir kennen. Wenn jemand mich über meinen Freundin befragt, wie ich sie beruflich einschätze, dann sage ich, „das ist die beste Kinderkrankenschwester der Welt“. Sie hat ein unglaubliches Wissen und ein intuitives Gespür, was Kinder brauchen und sie kann zwischen Ärzten, Kindern und Eltern im Sinne der Gesundheit gut vermitteln. Ich würde ihr mein Kind sofort anvertrauen. Sie macht es gesund. Ich würde doch niemals auf die Idee kommen, ihren Lebenslauf runterzubeten, „sie hat die Krankenschwesterausbildung gemacht, dann am AKH in Wien gearbeitet, sich Paliativ….“ weitergebildet, etc. John Hegarty, Marketingguru aus London sagt: Wir kaufen nicht, was wir haben wollen, wir konsumieren, was wir sein möchten. Und genau das ist der Unterschied zwischen dem runterbeten eines Lebenslaufes und dem erzählen, was man durch die Kompetenzen eines Menschen haben kann. Die Marke Ich kann das, sie macht Menschen unwiderstehlich und zum Must Have. Meine Kunden lernen sich selbst auf den Punkt zu bringen und diese Marke in der Bewerbung immer auf das jeweilige Jobprofil und das künftige Unternehmen anzupassen. Ein Must have werden Sie nämlich nur, wenn das Gegenüber in Ihnen einen Nutzen erkennt. Wenn Sie dann noch im Arbeitsalltag beweisen, dass sie das wirklich können, werden sie zur Marke, die gefragt ist.

Wie geht man bei einer Initiativbewerbung vor?

Um Initiativbewerbungen kommen Sie nicht mehr herum. Eine wichtige zu klärende Frage stellt sich hier, an wen richtigen Sie diese Bewerbung? Die meisten richten diese an die Personalabteilung. Würde mir nicht in den Sinn kommen, ich richte Anfragen immer an jene Personen, die von mir profitieren. Wenn Sie mit einer Intitiativbewerbung wirklich punkten wollen, dann brauchen Sie ein Problem. Eines wofür Sie dem Unternehmen eine Lösung anbieten können. Und diese richten Sie nicht an die Personalabteilung, sondern an die verantwortliche Person, denn die braucht die Lösung. Als Karrierecoach von CEO’s und Geschäftsführern und Abteilungsleitern darf ich Ihnen etwas verraten, dass gute Lösungen jederzeit herzlich willkommen sind. Wenn Sie in Sachen Liebe einen Mann oder eine Frau im Visier haben, dann versuchen Sie es hoffentlich auch nicht über den Bruder oder die Schwester, sondern direkt. Anschreiben hingegen, die beginnen mit „bin auf der Suche nach einer neuen Herausforderung“, lösen maximal ein „schön für Sie“ aus. Sie müssen etwas zu bieten haben, mehr als nur einen Lebenslauf und Erfahrung, eine Idee, die man nicht ablehnen kann. Und die Bewerbung außergewöhnlich sein, dass sie ins Auge springt und die Idee verständlich rüberbringt. Hier greife ich oft auf Guerilla Marketing Maßnahmen zurück. Jene Strategie im Marketing die dafür sorgt, dass man in Erinnerung bleibt. Mit Guerilla Marketing schafft man im Bewerbungsprozess seine Kompetenzen erlebbar zu machen, zum Nachdenken anzuregen, oder geschickt ohne zu beleidigen auf Lücken hinzuweisen. Mit 08/15 Initiativbewerbungen vergeudet man nur Zeit und Energie. Wenn gerade niemand gesucht wird, heißt das nicht, dass Sie nicht gebraucht werden. Jedes Unternehmen, jede Abteilung hat Probleme, das ist gut so, sonst würde ja keine Entwicklung stattfinden, wenn eh alles immer paletti läuft. Ihre nächste wirkungsvolle Initiativbwerbung: Finden Sie ein Problem und  bieten Sie dazu eine Lösung an.

Was geben Sie den Studierenden mit auf den Weg?

Tue das, was dir am Herzen liegt und bleib dran, das ist einmal die Hauptbotschaft. Die restlichen finden Sie in meinen Büchern „HerzensMarken“ und „Dein Traumjob ist kein Zufall“ ;-). Und eine Geschichte: Alfons Schubeck (dt. Sternekoch aus Deutschland) ist das beste Beispiel für „mit Nichtaufgeben zum Erfolg kommen„. Lange vor seiner Karriere wollte er bei Eckart Witzigmann (Ö-Sternekoch und etablierte die Nouvelle Cuisine in Deutschland) die hohe Kochkunst erlernen. Er wusste, nur mit Witzigmann kommt er beruflich weiter, er muss und will bei ihm lernen. Gesagt getan, Schubeck bewirbt sich bei Witzigmann und erhält wie viele andere auch eine Absage. Er gibt nicht auf, sondern wartet persönlich beim Lieferanteneingang auf Witzigmann. Als dieser raus kommt, stellt er sich kurz vor, sagt dass er schon eine Bewerbung geschrieben habe und fragte nochmals, ob er bei ihm arbeiten kann. Die Antwort kurz und knapp „nein“. Auch dieses Nein hinderte ihn nicht daran, sich mehrmals vor dem Lieferanteneingang zu postieren und Witzigmann jedesmal zu fragen, ob er einen Lehrplatz für ihn hat. So in etwa acht Mal erhielt er eine Absage. Freunde meinten schon, welchen Teil vom Nein er nicht verstünde. Aber Schubeck ließ sich von seinem Ziel, bei Witzigmann zu lernen, nicht abbringen. Und dann kam Tag X. Witzigmann hat mit seinen Leuten immer Fußball gespielt (hat ja auch Fussballmannschaften bekocht, wie Schubeck heute auch) und ihm fehlte ein Mann. Als Schubeck wieder mit seiner Vorstellung begann, fragte Witzigmann ihn knapp, ob er Fussballspielen kann. Und Schubeck war klar, dass es jetzt nur eine Antwort gab. Er sagte brav und artig ja, obwohl er es nicht konnte. Das war seine Eintrittskarte in seinen Traumjob. Im Spiel kamen die beiden sich näher und kurz darauf begann Schubeck bei Witzigmann, der Rest ist Geschichte.